NEUBAU der Pendelbahn Dallenwil-Wirzweli (Bericht der Garaventa AG, Thun)
Bei der neuen Wirzwelibahn handelt es sich um eine moderne Gruppenpendelbahn mit zwei Kabinen à je 22 Personen pro Fahrbahn. Eine Fahrbahn besteht aus zwei fest abgespannten Tragseilen sowie einem endlos gespleissten Zugseil. Die Verwendung von zwei Tragseilen führt zu einer wesentlichen Erhöhung der Windstabilität.
Die Fahrzeuge sind fangbremslos ausgeführt und mittels mechanisch vorgespannten Klemmen am Zugseil befestigt. Sie verkehren in der Regel unbegleitet. Der Antrieb erfolgt im Tal, die Zugseilabspannung befindet sich in der Bergstation. Sowohl die Bahnachse wie auch die Standorte der Stützen und Stationen entsprechen derjenigen der alten Bahn.
Die neue Erlebnisluftseilbahn fährt mit einer Geschwindigkeit von 7 m/s und verdoppelt die bisherige Förderleistung auf 400 Personen pro Stunde.
Modernste Seilbahntechnologie perfekt in die bestehenden Gebäude integriert
Dank der Wahl einer Gruppenpendelbahn konnte die neue seilbahntechnische Ausrüstung hervorragend in die bestehende Bausubstanz der Stationen integriert werden. Durch den Einbau eines Zwischenbodens und der Umgestaltung des Personenflusses konnte in der Talstation ein erheblicher Raumgewinn erzielt werden. Die wesentlich höheren Seilkräfte der neuen Bahn werden in beiden Stationen durch neuerstellte Betonwände aufgenommen. Ebenfalls übernommen wurde der Spannschacht der Bergstation und ein Teil das alten Spanngewichtes.
Beim neuen Antrieb gelangt ein geregelter Wechselstrom-Antrieb mit Asynchronmotor zum Einsatz. Dies hat den grossen Vorteil, dass der Antrieb durch einen Wechselrichter praktisch als ohmscher Verbraucher am Netz hängt. Die Netzrückwirkungen durch Oberwellen sind äusserst gering, so dass der Aufwand für die Netzfilter bescheiden ausfällt und den heute geforderten Netzqualitäten entsprochen werden kann.
Neue Stützen auf bestehenden Fundamenten
Durch die Wahl der gleichen Stützenstandorte sowie dem Einbezug der bestehenden Betonsockel konnten die Fundamenterweiterungen der Stützen bereits im letzten Herbst verwirklicht werden. Diese Etappierung der Bauarbeiten wirkte sich positiv auf das Terminprogramm aus und verkürzte die Dauer der Betriebseinstellung wesentlich. Die neuen Fachwerkstützen sind schlank gebaut und mit grosszügigen Podesten ausgerüstet, welche ein sicheres und effizientes Arbeiten in luftiger Höhe erlauben.
Sicherheit wird grossgeschrieben
Die bei der Wirzwelibahn eingesetzte Sicherheitssteuerung gilt als das Modernste auf dem Markt. Neuentwickelte Produkte im Bereich der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) erlauben den Einsatz von Software bei der fehlersicheren Signalverarbeitung, d.h. bei der eigentlichen Bahnsteuerung. Die Vorteile einer SPS sind vielfältig: hohe Sicherheit, grosse Flexibilität und eine komfortable Bedienungsoberfläche. Wichtige Kenngrössen sind im Computer gespeichert und können bei den periodischen Kontrollen mit den Istwerten verglichen werden.
Zeitgemässes Betriebskonzept
Um den Ansprüchen der Wirzwelibahn gerecht zu werden wurde ein Betriebskonzept mit unbegleiteten Kabinen erarbeitet. Aus diesem Grund sind die Fahrzeuge mit Nothaltetasten, Gegensprechanlage, Lastmessung sowie einer Querpendelungsüberwachung ausgerüstet.
Der gesamte Fahrtenablauf wird durch eine Kontrollperson im Kommandoraum der Talstation gesteuert und überwacht. In der Bergstation steht dazu eine Videokamera und Gegensprechanlage zur Verfügung.
Im Tandemflug aufs Wirzweli
Mit den leuchtend gelben und blauvioletten Fahrzeuggruppen schwebtmangleichsam im Tandemflug aufs Wirzweli. Die grossartige Aussicht aus den neuen Panoramakabinen macht die Fahrt zu einem besonderen Erlebnis und bietet einen optimalen Fahrkomfort.
Das Konzept der Kabinenausgestaltung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt und auf den einzigartigen Charakter dieser Ausflugsbahn abgestimmt. So wurde die ganze Steuerelektronik elegant und platzsparend in die stirnseitigen Sitzbänke verstaut.
Eng gesteckter Terminrahmen
Bereits vor der Betriebseinstellung wurde mit der Installation der aufwendigen Schutzgerüste für Strassen und Gebäude begonnen. Sämtliche Stützenelemente wurden minutiös geordnet und vormontiert. Ein voll motiviertes Montageteam unter der Leitung eines erfahrenen Chefmonteurs errichtete daraufhin die gesamte seilbahntechnische Ausrüstung. Dank der guten Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sowie der vorzüglichen Unterstützung durch die Bauherrschaft konnte der kühn gesteckte Zeitrahmen eingehalten werden.
Garaventa AG, Thun
Andreas Kraushaar
Technische Hauptdaten der Gruppenpendelbahn |
Unterlieferanten Garaventa AG, Thun |
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Perronhöhe Talstation | 572 m.ü.M. | Bahnseile | Fatzer AG, Romanshorn | |
Perronhöhe Bergstation | 1221 m.ü.M. | Steuerung | Frey AG, Stans | |
Schräge Länge | 2049 Meter | Video/Audio | Frey AG, Stans | |
Höhendifferenz | 649 Meter | Getriebe & Kupplungen | Kissling AG, Zürich | |
Anzahl Stützen | 3 | Kabinen | CWA, Olten | |
Fahrgeschwindigkeit | 7 m/s | |||
Fahrzeit | 6 Minuten | |||
Kabinengrösse | 2 x 22 Personen | |||
Förderleistung | 400 Pers./Std. | |||
Antriebsleistung | 230 kW | |||
Tragseildurchmesser | 42 mm | |||
Zugseildurchmesser | 30 mm |